»Komm! ins Offene, Freund!« (Fr. Hölderlin)
Wir Menschen sehnen uns nach einer offenen Weite, die uns befreit und aufleben lässt –, im Zwischen der Welt finden wir uns wieder. Hier ist alles immer im
Übergang: Die welthaften Verhältnisse und Bezüge, in denen wir uns aufhalten und leben, sind mal frei und geweitet, dann plötzlich verengt, gelegentlich erstarren sie gar, unversehens geraten sie aufs Neue ins Fließen.
In all dem wirkt auf eine verborgene Weise das Zwischen: Es ist Ort, Raum,
Situation und
Konstellation, ein sich unentwegt wandelndes ›Spiel‹, das bewegt, freisetzt und geschehen lässt: das dynamische Ereignis des Offenbarwerdens aller Dinge, das unsichtbare Wunder des Seins, zugleich das, »was die Welt im Innersten zusammenhält«. Das Zwischen geht uns alle an. Als Urphänomen und Ur-sprung im eigentlichen Sinne ermöglicht es bezughafte Nähe und Ferne, das Gelingen und Scheitern, die heimatliche Geborgenheit wie den abermaligen Aufbruch.
›Im Zwischen‹, das meint: Auch in vermeintlicher Ruhe befinden wir Menschen uns immerzu auf dem
Weg: Wir finden uns wieder in der raum-zeitlichen Bewegtheit des sich ständig auf eine kreative Weise wandelnden Lebens, dessen Sinn- und Urbild das Zwischen selbst ist.
Im | Zwischen ist das Resultat zweier zuerst voneinander unabhängigen Arbeiten. Bis auf den Ordner ›Gedicht‹ enstammen die
Textfragmente meiner philosophischen Studie »Phänomenologie des Zwischen«: Ausgehend vom Beziehungsdenken Heideggers spüre ich dort den vielfältigen Manifestationsformen des Zwischen in Kunst, Kultur, Technik und Religion nach und entwerfe zugleich die Grundzüge einer ›Phänomenologie des Zwischen‹, deren Aufgabe u.a. darin besteht, unseren Blick auf die relationale Grundstruktur aller uns begegnenden Phänomene und Sachverhalte zu lenken.
Zeitgleich habe ich mich dem Zwischen auch auf eine fotografische Weise genähert. Die hier vorliegenden
Bilder umspielen – wie die Texte auch – jeweils unterschiedliche Aspekte des Zwischen, das selbst niemals real im Foto vorhanden ist, sondern sich für den Betrachter erst aus dem situativen Zusammenspiel der einzelnen Elemente des Ganzen ergibt. Wir haben es hier mit keinem Ding oder Gegenstand zu tun, sondern mit dem in Bezügen stattfindenden Ereignis des Seins und seiner uns Menschen zugewandten Erfahrbarkeit: Zeit und Raum, Entzug und Bezug, Ort und Nicht-Ort fallen im
Inter zusammen.
Im | Zwischen bringt Text und Bild in ein Verhältnis wechselseitiger Erhellung (oder Verstörung) und zugleich damit das Zwischen auf immer andere Weise ans Licht. Der Nutzer kann dem Zufall vertrauen oder von sich aus Elemente auswählen und kombinieren, oder er löst das Schema auf und wendet sich ausschließlich Bild oder Text zu. Gefundene, d.h. favorisierte Kombinationen können als Lesezeichen gespeichert und später abermals aufgerufen werden. Ein Austausch über das Thema ist gewünscht. Kontakt über Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann.. Erste Beiträge finden sich unter
Diskurs.
F.S.
Frank Schlegel: Phänomenologie des Zwischen
Download-PDF:
Buch-Information (98 kB)